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August 2015 - Traiskirchen

Unser Trip nach Traiskirchen war eigentlich eine sehr spontane Idee mit dem Gedanken, sich ein eigenes Bild der Situation vor Ort zu machen und den Menschen dort mit ein paar Hilfsgütern eine Freude zu machen. Aus den paar Hilfsgütern wurden innerhalb von 2 Tagen eine Vielzahl an Kleidung, Hygieneartikel, Spielsachen, Essbarem und und und. So fuhren wir am Freitag, den 21.8. mit 2 randvollen Autos in Richtung Osten. Beim ersten Zwischenstop in St. Pölten waren unsere Erwartungen sehr unscharf und wir wussten absolut nicht, was da jetzt auf uns zukommt. Es wurde die Frage gestellt: "darf man dort weinen?"

Eine Stunde später wahre wir schon das Ortsschild von Traiskirchen. Ich war ein bisschen überrascht. Es schien ein Ort zu sein, wie jeder andere auch. Den Medienberichten zufolge sollte es doch ein aussergewöhnlicher Ort sein, mit Müllbergen, Kriminalität und Chaos....mal sehen. Ein paar Straßen weiter sahen wir dann, die aus den Medien bereits bekannte Mauer und den Zaun. Wir suchten uns einen etwas abgelegenen Parkplatz und starteten einen Fußmarsch rund um das Lager. Es waren natürlich viele Menschen unterwegs und wir waren beeindruckt, wieviele Autos mit offenen Türen zu sehen waren, wo Spenden verteilt wurden. Meine Knie waren irgendwie zittrig, es war ein ungewohntes und etwas unangenehmes Gefühl, dort durchzumarschieren. Viele Flüchtlinge waren ausserhalb des Zaunes und standen bei den Autos, andere wiederum kletterten am Zaun herum oder Saßen irgendwo im Schatten. Wir gingen wieder an 2 Sanitätsbussen vorbei. Das mussten die Ärzte sein, die für die Flüchtlinge bereitstehen und immer noch nicht ins Lager dürfen.

Als wir am Haupteingang vorbeikamen, viel vor allem das Sicherheitspersonal auf. Alle Personen, die hinein- oder herausgingen wurden kontrolliert. Wo sind die Müllberge? Wir fragten, ob wir mit dem Auto hineinfahren dürfen, um unsere Hilfsgüter abzuladen. Kein Problem, hieß es...aber nur ohne Kamera! Thomas hatte bereits Kontakt zu einem jungen Mann vom Lager aufgenommen, den wir jetzt trafen. Wir unterhielten uns kurz mit ihm und planten nun die weitere Vorgehensweise. Wir stellten unsere Autos nun ziemlich nahe zum Haupteingang und alles Andere entwickelte sich ganz von selbst. Die Menschen kamen, suchten, nahmen mit, fragten, waren freundlich. Die Hygieneartikel waren am begehrtesten aber auch Spielsachen und Kleidung wurde mitgenommen. Viele bedankten sich, manche mehrmals, manche auch nicht. Viele sprachen schon ein paar Wörter Deutsch und einige fragten nach Wörterbüchern um besser Deutsch lernen zu können. Leider hatten wir keine dabei. Die Situation war nun etwas chaotisch und schwer zu überblicken. Überall Menschen, die etwas suchten und rund um das Auto standen. Nach einiger Zeit gewohnte man sich daran und man gewann auch immer mehr Vertrauen zu den Menschen. Keiner versuchte eine Autotüre selbst zu öffnen! Alle fragten und waren sehr freundlich. Das anfangs etwas unsichere Gefühl verwandelte sich in Freude und Vertrauen. Wir fragten speziell die Damen mit Kindern, ob sie etwas benötigen können. Windeln, Feuchttücher, Damenbinden, Duschgel,...nach und nach sah man wieder etwas Boden durchscheinen. Auch die Kleidung und Schuhe wurden weniger. Wir versuchten zwischendurch immer wieder alles zu sortieren und immer wieder kamen Menschen aus dem Lager, die den angefallenen Müll wegräumten. Wir sahen leuchtende Augen und waren uns nun sicher, dass sich der Weg gelohnt hat. Die letzen 2 Schachteln mit Kleidung brachten wir dann direkt in die Sammelstation im Lager. Es waren nun 5 Stunden vergangen. Wir waren müde und zufrieden. Die Entscheidung, nach Traiskirchen zu fahren war richtig, denn wir wurden mit viel Freundlichkeit und Dankbarkeit belohnt.

Vielen Dank an alle Freunde, Bekannten und Arbeitskollegen, die mutgesammelt haben.